Das Tier in Dir – Wie wir unseren Schatten l(i)eben lernen!

 

Die meisten Menschen müssen sowohl im Beruf, als auch im Privatleben eine Rolle spielen. Sie müssen schauspielern. Eine Rolle ist definitionsgemäß die Summe, der von einem Menschen erwarteten Verhaltensweisen. Und diese ist auf das Verhalten anderer Gruppenmitglieder abgestimmt. So sieht es zumindest die Sozialpsychologie. Mit einer solchen Rolle wird auch immer eine gewisse Erwartungshaltung verknüpft, was das Handeln und das Erscheinungsbild anbelangt. Etwas überzeichnet formuliert hat der angesehene Richter in unserer Nachbarschaft z. B. hat einen gepflegten Rasen, ein sauberes Auto, gut erzogene Kinder und eine nicht zu modische, aber doch elegante Frau zu haben.

 

 

C. G. Jung nannte die Anpassung an die Außenwelt einmal „Persona“. Er beschreibt dies als Funktionskomplex und dieser funktioniert bei einem gut angepassten Menschen wie eine Art Schutzwall. Ist diese „Persona“ aber zu sehr fixiert und unflexibel, dann verkommt sie zur Maske, hinter der das eigentliche Individuum gänzlich verschwindet.

 

Die Gründe für dieses Vor-sich-her-Tragen liegen sehr oft in der Kindheit verborgen, aber auch Angst spielt hier eine große Rolle. Eltern, Großeltern, Lehrer und andere Autoritätspersonen sagen uns, was wir dürfen und was nicht.

 

 

„Edel sei der Mensch, hilfreich und gut!“, sagte schon Johann Wolfgang von Goethe in „Das Göttliche“. Leider sind wir das aber nicht – zumindest nicht nur. Wir entsprechen diesem Ideal nicht, weil wir tief in uns versteckt, unsere dunklen Schatten mit uns herumschleppen. Wir wollen sie zwar nicht wahrhaben, sie sind nun einmal da – auch wenn sie gut getarnt wurden.

 

 

Jeder von uns will beliebt sein! Deswegen haben wir gelernt, dass es keinen schlanken Fuß macht, wenn wir unser inneres Tier herauslassen. Man zeigt sich nun einmal nicht gereizt, unfreundlich, gierig, scheinheilig, schwermütig und schon gar nicht ist man faul, machthungrig, egoistisch, oder gar einmal nur tierisch geil.

 

 

Wir verdrängen also unseren Schatten, um es der Umwelt leichter zu machen, uns zu lieben. Aber nicht nur das! Es ist sogar noch schlimmer: Wir sind sogar oft so erfolgreich mit dem Verdrängen, dass wir sogar selber glauben, dass wir genau so sind, wie wir uns nach Außen geben. Alles was nicht gefällig sein könnte, wird unter den Teppich gekehrt. Ebenso möchten wir dann nicht wahrnehmen, dass sich gleichzeitig unsere Mitmenschen aus besagten Motiven, auch hinter ihrer Fassade verstecken. Wir kommen dadurch also nicht einmal in Versuchung, im Gegenüber den wahren Menschen mit all seinen Fehlern und Ängsten zu erkennen.

 

Die „Persona“ in einem gut sozialisierten Menschen sollte auch die Schattenseiten integriert haben, um zu einer gesunden Umgangsform zu finden. Diese brauchen wir aber, um als kultivierte Menschen miteinander nachhaltig und friktionsfrei interagieren zu können.

 

Tatsächlich erleben wir aber tagtäglich in der Schule, in den Betrieben, im Freundeskreis und sogar innerhalb der Familie, dass unsere schönen Masken nicht alles sind. Konkurrenzkampf, Rivalität, jeder gegen jeden, der Beste sein wollen, der Schnellste, die Schönste und der oder die Beliebteste wollen wir sein.

 

 

Würden wir uns unserem Schatten stellen, ihn erkennen, ihn bewusst akzeptieren, dann könnten wir auch klarer hinter die Fassade des Gegenübers blicken und erwachsener damit umgehen. Der Wettbewerb würde dann zwar trotzdem bleiben, aber er würde sich auf einer „erlösten“ Ebene und somit auf wahrhaftige Art und Weise ereignen.

 

 

Wir schieben auch dem Gegenüber innerhalb der Familie Dinge in die Schuhe, die nur Platzhalter für ganz andere Auslöser sind. Würden wir uns zugestehen, dass wir – also das Tier in uns – ein paar instinktive Grundbedürfnisse haben, dann wären viele Ersatzvorwürfe und somit Streitigkeiten von Haus aus gar nicht notwendig. Wir müssen z. B. anerkennen, dass wir Revierinstinkte haben. Der Ehepartner oder die Kinder sollten lernen, dass das Negieren dieser Ur-Instinkte zu Verletzungen und sogar zu Streit führen kann. Natürlich sind diese Argumente, die dann verwendet werden, nur Platzhalter für etwas ganz Anderes. Die wahren Ursachen sind uns zu dem Zeitpunkt gar nicht bewusst.

 

Der nach Außen ach so kultivierte Mensch negiert das Tier in sich und in seinem Gegenüber und ist dann überrascht und enttäuscht, wenn solche Charaktereigenschaften zum Vorschein kommen.

 

 

Die Kluft zwischen Kulturmensch und Säugetier kann nur dann überwunden werden, wenn wir die Augen vor der Realität öffnen. Hiermit will ich keinesfalls dazu ermuntern, fröhlich unsere tabuisierten  Eigenschaftsanteile auszuleben, sondern diese negativ besetzten Gefühle zuzulassen. Wenn man so weit ist, dann können wir versuchen wahrzunehmen, wofür sie als Ersatz dienen. Es bringt uns nämlich weder das Ausleben dieser Gefühle weiter, noch das Verdrängen.

 

 

Psychologen sprechen davon, dass es sich bei der aufgesetzten Fassade um eine neurotische Stabilisierung der eigenen Persönlichkeit handelt. Wir haben die Chance, dass wir sie bewusst und auf eine gesunde Art und Weise in unser Leben integrieren. Dann müssen wir uns nicht mehr auf die Schultern von Anderen stellen und sie in die Hemmung treiben, nur um uns selbst besonders intelligent, niveauvoll und edel zu fühlen. Wir müssen uns dann nicht mehr mit besonderen Menschen umgeben, die selbst auch nur ein Kartenhaus aus Kompensationen aufgebaut haben. Wer sich selbst kennt, der kann aus diesem frustrierenden Spiel aussteigen und tut so auch schon viel für seine eigene Gesundheitsvorsorge.

 

 

Ein guter Beginn wäre, sich selbst zu fragen, ob man die eigene Fassade und die dahinter stehende Wirklichkeit schon erkennen kann.

 

 

Ein Blick auf das eigene Sonnenzeichen ist eine sehr gute Möglichkeit, leichter hinter die Vorhänge der eigenen Theaterkulisse blicken zu können. Das klingt jetzt vielleicht sehr nach Trivialastrologie, dieser simple Ansatz hat aber Menschen schon sehr oft schon zu großen Einsichten verholfen. Wenn man Löwe ist, dann heißt das nichts anderes, als dass sich die Sonne zum Zeitpunkt der Geburt gerade im Zeichen Löwe aufgehalten hat. Daneben gibt es natürlich noch eine Fülle anderer Faktoren, die für einen Gesamtblick mehr als wesentlich sind. Der Einfachheit halber und weil es auch relativ leicht ist, es selbst anzugehen, beginnen wir trotzdem einmal mit den Schattseiten der Sonnen-Stellung. Für jeden Astrologen ist diese Art der Vereinfachung natürlich bitter, denn man müsste zumindest das aufsteigende Zeichen (den Aszendenten) und die Mondstellung in so eine Kurzbetrachtung mit einbeziehen – ja.

 

 

Heute sollen als kleines Beispiel einmal nur die Widder-Sonnen herhalten. Widder haben auch nicht nur die tollen und beliebten Eigenschaften (Kulturmensch), die sie auf der Fassade vor sich hertragen. Auch die faszinierenden Widdermenschen haben das Säugetier in sich. Selber präsentieren sie sich gerne als Vorreiter, initiativ, sportlich, aktiv, mutig, tatkräftig und verwegen. Die Schattenseite zeigt aber auch, dass sie sehr wohl auch unerwartet aggressiv, instinktgesteuert, egoistisch, kompromisslos und richtig streitsüchtig sein können.

 

 

Eine genauere Gegenüberstellung dieser zwei Seiten für alle Sonnenzeichen wird folgen, denn auch die anderen Sonnen kriegen noch ihr Fett ab. Noch interessanter wird es dann, wenn man sich genauer ansieht, welcher Aszendent welche Art von Partner unbewusst anzieht. Edel sei der Mensch, hilfreich und gut! - Fortsetzung folgt –

 

 

Danke für Dein Interesse

Der Wender – F. Tüchler

 

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